"Ein Physiker im Interview"

Nach dem theoretischen Teil, ist hier nun ein Physiker aus der echten Arbeitswelt im Interview, der einige interessante Fragen zur Arbeit eines Physikers und dessen Studium beantwortet:

Der Interviewpartner ist Herr Stephan Kruip(Dipl.Physiker), der als Patentprüfer im Europäischen Patentamt München(EPA) arbeitet:

Autor: "Hallo Herr Kruip!"

Kruip: "Hallo, Herr Kißlinger!"

Autor: "Kommen wir gleich zur ersten Frage: Was war ihre Motivation für den Physiker-Beruf bzw. das Physik-Studium?"

Kruip: "Schon in der Schule hat mir die Physik immer sehr viel Spaß gemacht, als ich dann einen Cousin von mir der Physik studierte eine Woche lang begleitet habe fand ich das sehr spannend und so habe ich mich für ein Physik-Studium entschieden."

Autor: "Wie viele Semester studiert man normalerweise Physik?"

Kruip: "Die Mindeststudienzeit ist heute 6 Semester Bachelor- und anschließend 4 Semester Masterstudium. Die durchschnittliche Studienzeit ist aber 12-14 Semester."

Autor: "Wie sieht ein allgemeiner Ablauf eines Tages oder einer Woche während des Studiums aus?

Kruip: "Ich kann an dieser Stelle folgendes Zitat aus Wikipedia(Stichwort: "Physikstudium") nur bestätigen: "Das klassische Studium zum Diplom-Physiker ist sehr zeitaufwendig. Im Semester ist neben Vorlesungen, Übungen und meistens noch ein Praktika ein hoher Aufwand zum Lösen von Übunszetteln notwendig. Dass während des Semesters etwa 60 Stunden in der Woche gearbeitet werden müssen, finde ich aber übertrieben, bei mir waren es nicht mehr als 40 Stunden."

Autor: "Welche Arbeitsmöglichkeiten hat man mit einem Physikstaatsexamen/Master of science(Physik)?

Kruip: "Mit einem Staatsexamen kann man als Gymnasiallehrer arbeiten, als Master sind die Arbeitsmöglichkeiten sehr vielfältig, überall wo es keine speziell ausgeblideten Ingenieure gibt oder wo naturwissenschaftliche "Allrounder" gebraucht werden, finden Physiker mit Masterabschluss eine Arbeit."

Autor: "Welche Anforderungen oder Fähigkeiten oder besonders wichtige Schulfächer gibt es?

Kruip: "Mathematik und Physik sind die beiden wichtigsten Schulfächer. Gute Kenntnisse in diesen beiden Fächern sind eine unerlässliche Vorraussetzung dafür, dass man das Studium schafft. Die Abbruchquote liegt deutlich über 50%.

Autor: "Gibt es einen Numerus Clausus?"

Kruip: " Nein, die Aussortierung erfolgt über Prüfungen."

Autor: "Sind in ihrem Beruf besondere (auch:"praktische") Fähigkeiten erforderlich, wie z.b Zeichen oder räuml. Vorstellungsvermögen?"

Kruip: "Im Labor und bei Praktika musste ich z.B. Kristalle züchten und mit einer Fadensäge zerschneiden. Als Projektleiter in der Industrie musste ich Maschinenbauzeichnungen "lesen" und verstehen können. Als Patentprüfer muss ich komplexe Inhalte aus Zeichnungen schnell erfassen."

Autor: "Was waren ihre persönlichen positiven und negativen Erfahrungen im bisherigen Berufsleben?"

Kruip: "In der Industrie war einerseits die Arbeitsbelastung hoch und es war sehr stressig, andererseits hatte man eine hohe Verantwortung und das Gefühl etwas bewirken zu können und kreativ zu sein. Als Patentprüfer sieht man sich einer hohen intellektuellen Herausforderung gegenübergestellt, weil  man die Erfindungen von Spezialisten beurteilen muss, man genießt jedoch dabei eine große Selbstständigkeit und Entscheidungsfreiheit."

Autor: "Welche Konkreten Inhalte können sie aus dem Physik-Studium nennen?"

Kruip: "Um die konkreten Probleme eines Physikers zu lösen benötigt man Fertigkeiten wie das Integrieren, Differenzieren, man sollte Gleichungen lösen können, und spezielle Gleichnungen in der Quantenmechanik und in der theoretischen Physik beherrschen und anwenden können."

Autor: "Gab es während des Studiums besonders schwierige Inhalte?"

Kruip: "Der Abstraktionsgrad ist ungleich höher als in der Schule, manchmal weiß man nicht mehr an was man gerade "herumrechnet"."

Autor: "Besteht ein großer Zusammenhang zwischen der Physik im Studium und der im Beruf benötigten?"

 Kruip: "Das hängt stark vom Beruf ab:

Autor: "Gibt es Mathematik-Fähigkeiten die jeder Physiker benötigt?"

Kruip: "Die Grundrechenarten und die Schul-Mathematik, sonst könnte es peinlich werden."

Autor: "Welche speziellen Fähigkeiten brauchen sie für ihren Beruf?"

Kruip: "Sprachen, wie Englisch/Französisch, schnelle Auffassungsgabe, Verständnis für juristische Überlegungen v.a. das Patentrecht und in Mathematik: Gleichungssysteme, Matrizen, Integrale etc.."

Autor: "Danke für die vielen Informationen und viel Glück weiterhin."

Kruip: "Danke ebenfalls, ich hoffe ich konnte jungen Menschen bei der Wahl ihres Studiums oder späteren Berufs behilflich sein."