Das Interview wurde mit Tim Parth geführt, einem selbstständigen SAP-Entwickler und Geschäftsführer einer oHG.
Hümbs: Was hat Sie motiviert Informatik zu studieren?
Parth: Prinzipiell lediglich die Tatsache, dass mich Computer im Allgemeinen sehr interessiert haben und ich schon lange vorher damit zu tun gehabt habe. Als Kind habe ich damals schon auf dem C64 kleinere Dinge programmiert und bin später dann Stück für Stück immer weiter damit aufgewachsen. Für mich war glücklicherweise ganz klar, dass ich später auch mal in diesem Umfeld tätig werden wollte. Ich habe allerdings nicht reine (angewandte) Informatik studiert, sondern Wirtschaftsinformatik. Diese war breiter gefächert und hatte als Hybridstudiengang auch Inhalte der klassischen BWL. Reine Informatik war mir zu „freakig“.
Hümbs: Wie viele Semester haben Sie gebraucht?
Parth: Ich habe das Studium in der Regelstudienzeit von 8 Semester (Diplom) geschafft. Davon zwei Semester (das Grundstudium) in Hof, den Rest in Nürnberg - beides an der FH (Hochschule).
Hümbs: Hatten Sie besondere Schwierigkeiten im Studium, und was hat ihnen besonders Spaß gemacht?
Parth: Es gibt im Studium immer Höhen und Tiefen. Besondere Schwierigkeit hat mir ein eigentlich sehr interessantes Fach namens „Theoretische Informatik“ gemacht. Das war die einzige Prüfung, die ich zweimal geschrieben habe. Beim zweiten Mal hatte ich einen anderen Professor, der das für mich logischer erklären konnte – und prompt habe ich eine 1 geschrieben. Ich fand die meisten Fächer sehr interessant, denn im Gegensatz zum Gymnasium haben alle mit meinem Interessensschwerpunkt zu tun gehabt. Daher fiel es mir auch viel leichter, in die Thematik zu finden und mich für Prüfungen vorzubereiten. Hinzu kam, dass viel mehr echte Praxis gefordert war – so konnten wir in einem Fach etwa auch mal ganz Hardware-nah Mikrocontroller programmieren. Das hat mich damals von Anfang an sehr motiviert, was dann auch mit entsprechenden (Noten-)Erfolgen einherging. Prinzipiell fande ich die Informatik-Nahen Fächer interessanter als die BWL-lastigen. Aber ich war dennoch froh, nicht nur in einer Ecke unterwegs gewesen zu sein.
Hümbs: Sind Sie gut in Mathematik gewesen?
Parth: Definiere gut. ;) Ich habe immerhin erfolgreich den Mathe-LK geschafft. Mit meinen – ich glaube – 9 von 15 Punkten allerdings nur im Mittelfeld. In der Grundschule war ich mal eine Zeitlang Klassenbester, in der Mittelstufe habe ich ordentlich Nachhilfe gebraucht, um mit dem Stoff klarzukommen. In der Oberstufe habe ich mich arrangiert. Schwergefallen ist mir die Stochastik, der Rest war mir eher nur zu Praxisfern, als dass mein Hirn das verstehen wollte. Kompliziert war es eigentlich nicht.
Hümbs: Welche Arten der Mathematik sind im Studium vorgekommen?
Parth: Eigentlich noch mal genau das Selbe wie in der Kollegstufe. In manchen Dingen noch mal vertieft. Man sollte sich für das Studium aber schon mit Funktionen, Ableitungen und der Statistik im Allgemeinen auskennen, das macht es etwas leichter. Man bekommt zwar alles noch mal vorgekaut (zumindest war das bei mir so) – aber in wesentlich kürzerer Zeit. Wenn man das also schon kennt, hat man klar einen großen Vorteil.
Hümbs: Wie wichtig war Mathematik im Studium und wie wichtig ist sie im Beruf?
Parth: Für das Studium war sie schon sehr wichtig, da man natürlich die entsprechenden Fächer belegen und bestehen muss (siehe oben). In meinem Beruf hat sie eigentlich keine Bedeutung mehr, aber das kann man nicht verallgemeinern. Ich habe mir eine Tätigkeit ausgesucht, bei der ich nicht so komplexe mathematische Zusammenhänge verstehen und abbilden muss. Es kommt aber sehr darauf an, in welchem Bereich man sich später findet – in der Computergrafik (Spieleprogrammierung) oder etwa bei der Entwicklung von Algorithmen für bildgebende Verfahren (Medizin) sieht das ganze anders aus. Bei mir hingegen reicht eigentlich ein einfacher Dreisatz in den meisten Fällen aus. ;)
Hümbs: Welche Fähigkeiten sind für das Studium noch vonnöten?
Parth: Definitiv das Interesse an der Informatik, am Programmieren, am Computertüfteln. Nur gerne Computerspielen hilft da nicht weiter. Ich habe im Studium auch einige gehabt, die sich gewundert haben, dass man bei der WirtschaftsINFORMATIK auch programmieren muss. Die sind dann da auch gerne dran gescheitert. Man muss vorher zwar nicht programmiert haben, man sollte es sich aber vorher mal anschauen oder zeigen lassen, um verstehen zu können, um was es geht. Es ist genau das selbe wie für Pädagogen: wenn ich nicht mit Kindern klarkomme oder Angst habe, vor vielen Leuten zu referieren, dann brauche ich nicht Lehrer zu werden. Darüber hinaus sollte man – wie in jedem Studium auch – sich selbst organisieren können und Interesse am Inhalt mitbringen. Wenn man Computer langweilig findet, sollte man das nicht studieren, nur weil es gerade angesagt ist oder später mal Geld bringt. Man kann nur mit dem Glücklich werden (und Geld verdienen), was einem Spass macht, denn sonst bringt man nicht die geforderte Leistung und Qualität.
Hümbs: War es einfach Arbeit zu finden?
Parth: Für mich ja. Ich bin ohne Vorstellungsgespräch direkt nach dem Studium in eine unbefristete Festanstellung gewechselt. Das war aber auch eher Glückssache. Wenn man aber während des Studiums versucht, so viele Erfahrung bei Firmen zu bekommen wie möglich, dann kann man sich dort schon ein gutes Fundament aufbauen und dort möglicherweise nach dem Studium auch gleich unterkommen. Die Wirtschaftsinformatik an sich ist aber sehr gefragt, da es als Schnittstelle zwischen der reinen Technik und dem Management fungiert. Wie es mit der Informatik steht, kann ich nicht sagen. Ich schätze es aber auch sehr gut ein, da Deutschland ja auch führend in diesem Bereich ist. |